Beim Ausbau der Schlüsseldisziplin Informatik an den Universitäten haben staatliche Förderprogramme in den letzten Jahren vermehrt auf einen Aufwuchs an Professuren gesetzt. Jedoch empfinden junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine akademische Karriere mit dem klassischen Ziel einer Professur als wenig erstrebenswert. Der Weg dorthin ist durch Qualifikationshürden und Zeitverträge risikoreich und wenig familienfreundlich. Gleichzeitig wachsen die Daueraufgaben der Informatik-Fakultäten und -Institute an Universitäten rasant.

Der Fakultätentag Informatik (FTI) unterstützt nachdrücklich die Forderung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), der Jungen Akademie, der Gesellschaft für Informatik u.a. Wissenschaftsorganisationen nach zusätzlichen unbefristeten Stellen an Universitäten neben der Professur. Gleichwohl spezifiziert das gemeinsame Leitlinien-Papier der HRK-Mitgliedergruppe Universitäten und der Jungen Akademie vom Juni 2024 zum einen Stellenprofile, die sich in der Praxis nur unwesentlich von denen einer Professur unterscheiden, zum anderen wird für deren Schaffung eine Umwidmung von Qualifikationsstellen nicht ausgeschlossen.

Eine Professur neben der Professur ist jedoch aus Sicht des FTI für eine Gestaltung von neuen wissenschaftlichen Karrierewegen an Universitäten ebenso wenig zielführend, wie eine Professur ohne Doktoranden- und Postdoktorandenstellen wenig attraktiv ist. Zudem konkurrieren die Universitäten in der Informatik mit finanzstarken Unternehmen um kluge Köpfe. Vor diesem Hintergrund empfiehlt der FTI den politisch und wissenschaftlich Verantwortlichen, sich bei der Schaffung zusätzlicher Dauerstellen in der Informatik an den folgenden Leitlinien zu orientieren:

Dauerstellen sollten Informatikfakultäten in ihren Aufgaben stärken. Zu den neuen Herausforderungen der universitären Informatik gehört die steigende Zahl an quereinsteigenden und internationalen Studierenden, die durch Mentoring-Programme und zusätzliche Angebote integriert werden müssen. Forschung und Transfer benötigen vor dem Hintergrund der globalen Zeitenwende hochspezialisiertes Personal mit Industrieerfahrung, um relevantes neues Wissen nicht nur schaffen, sondern auch rasch nutzbar machen zu können. Auch das Wissenschafts-, Qualitäts- und Projektmanagement bedarf einer Stärkung an den Universitäten.

Dauerstellen sollten sich deutlich von Professuren unterscheiden und dürfen keine umgewidmeten Qualifikationsstellen sein. Zur Bewältigung der Herausforderungen in der universitären Informatik benötigt es keineswegs Professuren mit frischem Anstrich, sondern der Etablierung neuer Karrierewege. Dabei müssen die vorhandenen Qualifikationsstellen erhalten bleiben, denn Innovationen in der Informatik sind ohne stetige personelle Erneuerung durch frische, kreative Köpfe, wie sie die universitäre Qualifikation im Rahmen der Promotion und Habilitation bietet, undenkbar. 

Dauerstellen in der Informatik sollten flexibel und attraktiv ausgestaltet werden. Universitäten mit Informatik-Fakultäten haben je nach Profilierung unterschiedliche Bedarfe in Lehre, Forschung und Wissenschaftsmanagement. Zudem wollen junge Wissenschaffende ihre Aufgaben in Ziel- und Umsetzung weitgehend selbst gestalten und dabei Beruf und Familie vereinbaren können. Auch muss vor dem Hintergrund der Konkurrenz mit IT-Unternehmen die Vergütung attraktiv sein.

Vollständiges Leitlinienpapier