Wie ist die Studienkommission entstanden?

Seit der Gründung des Fakultätentag Informatik (FTI) im Jahr 1973 bis zum Ende der 80er Jahre waren die Größe des Plenums und die zu bearbeitenden Themen noch überschaubar. Es war den jeweiligen gewählten Vorsitzenden möglich, die Aufgaben weitgehend selbst oder durch Delegation an einzelne Mitglieder der jährlich zweimal stattfindenden Plenarversammlungen zu erledigen. Die Zahl der Mitglieder lag 1989 noch unter 30 Fakultäten. Die Beteiligten kannten einander gut, und über Neuaufnahmen wurde nach einer ausführlichen Präsentation in der Plenarversammlung direkt abgestimmt.

Mit der Wiedervereinigung, der wachsenden Sichtbarkeit der Informatik in der Öffentlichkeit und der Umgestaltung der Ausbildungslandschaft durch die Bologna-Beschlüsse war eine Führung des Fakultätentag durch den Vorsitzenden allein zunehmend nicht mehr möglich, weil die Anzahl und die Komplexität der Aufgaben schnell anstiegen. Daher wurden neue Strukturen eingeführt.

Nach der Wiedervereinigung wurde im Jahr 1990 eine Adhoc-Kommission eingesetzt, die Empfehlungen für eine direkte Aufnahme einiger Informatik-Fakultäten aus den neuen Bundesländern in den Fakultätentag aussprach. Diese Fakultäten wurden dann in den folgenden Plenar-Sitzungen aufgenommen. Das Verfahren der Prüfung von Aufnahmekandidaten wurde danach dahingehend verfeinert, dass von nun an bei einem Aufnahmeantrag einer Fakultät jeweils eine kleine Aufnahmekommission von etwa fünf Personen dieser vor Ort einen Besuch abstattete und einen Bericht für das Plenum erstellte.

Mit dem Bologna-Prozess und der politisch gewünschten Umstellung der Studiengänge auf eine Bachelor-Master-Struktur und mit der Gründung des Akkreditierungsrats und in der Folge der Akkreditierungsagenturen sah der Fakultätentag die Qualität der Ausbildung in der Informatik gefährdet. Um auf die Entwicklung der Studienangebote in der Informatik Einfluss zu nehmen, galt es Stellung zu beziehen und das Akkreditierungsgeschehen entsprechend zu beeinflussen.

Bei der Plenarsitzung in Karlsruhe (1998) verstärkte der FTI seine Struktur und schuf einen Vorstand als Führungsgremium der aus der Vorsitzenden bzw. dem Vorsitzenden, einer stellvertretenden Vorsitzenden bzw. einem stellvertretenden Vorsitzenden und (anfangs) drei weiteren Mitgliedern bestand. Er traf sich viermal pro Jahr. Dieser Vorstand unterstützt die Vorsitzende oder den Vorsitzenden, bearbeitet Stellungnahmen und bereitet anstehende Themen oder Beschlussvorlagen für die Plenarversammlung vor. In der in Magdeburg (2000) beschlossenen Satzung wurde dies festgeschrieben.

Vor der Bologna-Umstellung waren die Struktur und die Studieninhalte der Diplomstudiengänge bisher von der Politik, vertreten durch die Kultusministerkonferenz (KMK), und die Fakultäten, vertreten durch die Hochschul-Rektorenkonferenz (HRK), gemeinsam in Rahmenprüfungsordnungen erarbeitet worden. Dadurch konnte die weitgehende Gleichwertigkeit der Diplomabschlüsse an den deutschen Universitäten unterstellt werden. Das angestrebte Bachelor-Master-System hingegen sollte unter den Bologna-Bedingungen einer weniger strengen Steuerung unterliegen. Beispielsweise sollte der Bachelor-Abschluss als Regelabschluss gelten und eine übergreifende Regulierung der Studiengänge entfallen. Im Vorstand kam daher die Idee auf, dass die im FTI vertretenen Fakultäten sich gemeinsame Rahmenbedingungen in eigener Initiative selbst geben sollten, damit der Master in Informatik das gleiche Niveau erreichen würde, wie bisher die Diplomstudiengänge.

Mit der Gründung der Studienkommission in der Sitzung der Plenarversammlung in Freiburg (2003) wurde für diese zusätzlichen, auch breiter abzustützenden Aufgaben ein eigenes Gremium geschaffen, das damit gleich alle sich auf Studium und Lehre beziehenden Aufgaben übernahm. Die zum Bereich Studium und Lehre gehörenden Aufgaben der Aufnahmekommission wurde dabei ebenfalls der Studienkommission übergeben. In der in Frankfurt (2006) beschlossenen Satzung wurde die Existenz der Studienkommission festgeschrieben. Laut der Satzung besteht ihre Aufgabe „insbesondere in der Vorberatung sämtlicher ausbildungs- und studienrelevanter Fragen im weitesten Sinne, die den Verein betreffen“. Außerdem soll die Studienkommission aus ihrem Kreis eine Aufnahmekommission bilden, die „über Aufnahmegesuche neuer Mitglieder des Fakultätentag berät und gegenüber der Plenarversammlung eine entsprechende Empfehlung ausspricht“.

Als erstes Ergebnis ihrer Arbeit erstellte die Studienkommission einen Vorschlag für die „Empfehlungen zur Einrichtung von konsekutiven Bachelor- und Masterstudiengängen in Informatik an Universitäten“, die vom Plenum in Cottbus (2004) beschlossen wurden. Alle Mitgliedsfakultäten sind angehalten, in ihren Informatik-Studiengängen diese Empfehlungen umzusetzen.

Seitdem hat sich die Kommission, manchmal auf Anforderung aus dem Plenum oder vom Vorstand, häufiger aber noch aus eigener Initiative einzelner Kommissionsteilnehmerinnen und -teilnehmer mit einer Vielzahl von relevanten Themen beschäftigt und für diese beispielsweise Empfehlungen für Beschlussvorlagen erstellt oder Workshops am Vortag einzelner Plenarversammlungen durchgeführt.

Die Vorsitzenden der Studienkommission waren bisher Prof. Dr. Jürgen Ebert (2003-07), Prof. Dr. Uwe Kastens (2007-15), Prof. Dr. Barbara Paech (2015-20), Prof. Dr. Karsten Wolf (2021-24) und Prof. Dr. Jörg Desel (seit 2024).

Mit welchen Institutionen arbeitet die FTI-Studienkommission zusammen?

Mitglieder der FTI-Studienkommission wirken in weiteren Institutionen mit, die sich mit Themen des Informatik-Studiums aus anderen Blickwinkeln befassen, und erzielen so eine breitere Wirkung für die Interessen des FTI.

Akkreditierung. Seit den 1990er Jahren hat sich der FTI und seine Studienkommission in mehreren Rollen intensiv mit der Akkreditierung und Qualitätssicherung von Studiengängen befasst. In Zusammenarbeit mit der Agentur ASIIN e.V. haben Mitglieder des FTI an der Entwicklung und Verbesserung von Akkreditierungsverfahren mitgearbeitet. Außerdem haben Mitglieder der FTI- Studienkommission Gutachten im Rahmen von Akkreditierungen erstellt und darüber Erfahrungen ausgetauscht.

Gesellschaft für Informatik e.V. (GI). Die GI befasst sich in mehreren ihrer Fachbereiche und Fachgruppen mit dem Informatik-Studium. Mitglieder der FTI- Studienkommission haben u.a. in der „Fachgruppe Informatik in Studiengängen an Hochschulen (ISH)“ an Empfehlungen für Informatik-Curricula mitgearbeitet, z.B. „Empfehlungen für Bachelor- und Masterprogramme im Studienfach Informatik an Hochschulen (Juli 2016)“.

4ING. Der 4ING ist ein Verbund der vier Fakultätentage für Maschinenbau und Verfahrenstechnik, Bauingenieurwesen, Elektrotechnik und Informationstechnik, sowie Informatik. Seit 2006 hat der 4ING mit zahlreichen Aktivitäten die universitäre Ausbildung in Ingenieurwissenschaften und Informatik wirkungsvoll gefördert. Durch die Mitwirkung der FTI- Studienkommission war die Informatik immer eine starke Säule des 4ING. Der 4ING hat insbesondere Stellungnahmen zur Ingenieurpromotion, zum Promotionsrecht und zum Bologna-Prozess publiziert.

Deutscher Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (DQR). Der DQR wurde seit 2006 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Kultusministerkonferenz (KMK) vorangetrieben und 2012 veröffentlicht. Er soll dazu dienen, im deutschen Bildungssystem erworbene Qualifikationen einzuordnen und so vergleichbar sowie Übergänge und Anerkennungen in europäischen Bildungssystemen transparenter zu machen. Mitglieder der Studienkommission waren von Anfang an beteiligt. Die Problematik, dass Hochschulbildung und berufliche Ausbildung mit denselben Kompetenzbegriffen beschrieben werden, konnte nicht wirklich aufgelöst werden. Besonders die Fakultätentage von 4ING haben sich deshalb für einen Qualifikationsrahmen speziell für Hochschulbildung eingesetzt, der 2017 dann von der KMK, dem BMBF und der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) beschlossen wurde.

Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Das CHE führt regelmäßig Rankings von Studiengängen an deutschen Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften durch. Mitglieder des FTI sind in einem Gremium des CHE vertreten und setzen sich dafür ein, dass im CHE-Ranking von Informatik-Studiengängen möglichst angemessene Kriterien angewandt werden.

Beitrag von der ehemaligen Vorsitzenden der FTI-Studienkommission Prof. Dr. Barbara Paech und den ehemaligen Vorsitzenden der FTI-Studienkommission Prof. Dr. Jürgen Ebert und Prof. Dr. Uwe Kastens.